Dienstag, 10. Juni 2014
Peters Leben









Peter hat nun seine 20er hinter sich gebracht. Die schönsten Jahre so sagen viele. In einem mittelgroßen österreichischen Bergdorf kam er als vierter von sechs Kindern zur Welt. Schon früh sah man seine körperliche Gebrechlichkeit und da das, was sich in den romantisierten Zeiten gesund gestorben hat, weiterhin überlebt, war er oft in seiner Kindheit krank. Seine chronische Hauterkrankung hatten viele aber keiner so stark wie er.

Außerdem schien er nicht sonderlich hell zu sein. Er brachte einfach nur mittelmäßig bis schlechte Noten nachhause, hatte keine besonderen Talente, aber speziell in Deutsch erwies er sich unfähig dreimal hintereinander dasselbe Wort richtig zu schreiben. Es war zum Verzweifeln!
Durch diese ganzen Probleme ergaben sich für ihn natürlich viele Fragen. Aber da er von seinen Eltern nur die Antwort „Demut“, „sich hinten anstellen“ und „Gott“ bekam, hörte er einfach zu fragen auf und träumte sich durch die jungen Jahre.

Aber wie sie so oft aufwachsen, konnte auch er sich ab 12 körperlich erholen und fand über den Mannschaftssport zu einem sehr gesunden Konkurrenzdenken. Es war für Peter eine solche Erfüllung sich körperlich zu verausgaben und da auch sein Asthma beseitigt schien, erfreute er sich daran sich täglich den Pulsschlag zum Rasen zu bringen und den Körper so richtig mit Sauerstoff anzufüllen. Seinen Verbesserungsfanatismus nahm er aus dieser Zeit. Er sah, dass noch so viele möglich ist, auch wenn einem schon alle abgeschrieben haben.
Die chronische Krankheit war nicht weg aber sie spielte über sieben Jahre keine Rolle. Natürlich waren öfter Kratzer an seinem Körper die ihn verlegen machten. Er erzählte mir einmal wie er sich vor den Mädels verstecken wollte, die im beim Fußballspielen zusahen, er konnte mit den Stutzen nicht seine blutenden Kniekehlen verdecken. Das war doch sehr unangenehm. Aber er dachte, er könne sich da schon heraus schälen und einfach eine tolle Type werden. An Problemen wächst man ja auch und vertieft den Charakter. Er war fest davon überzeugt, dass eine schwere Lebenslage einem auch voranbringen kann. Also werden sie nicht negiert, sondern frontal angegangen. Einfach stark werden! Mit viel Arbeit und Selbstvertrauen wird das schon! Er wusste, dass er das kann!

Zumal sich mit seinem Berufseinstieg nochmal so einiges verbesserte. Zuerst schien es, als seien beide Hände aus der linken Seite entsprungen, aber mit 15 wächst sich das noch zusammen und ein Jahr später wusste er was er kann.
Die Überraschung schlechthin war aber die herbei gefürchtete Berufsschule. Zu beginn konnte er es selbst kaum glauben, aber nur technisch fokussiert, ging das Lernen plötzlich frustlos. Weil er ja eine Type werden wollte setzte er sich mit diesen schulischen Erfolgen neue Ausbildungsziele. Einen echten Plan hatte er noch nicht und dachte sich, dass würde sich am Weg ergeben, der, wie jeder weiß, sowieso das Ziel ist.
Außerdem hatte er viele Freunde und mochte sie alle sehr gerne. Zum ersten mal merkte er was das Wort Heimat bedeutet. In seinem Elternhaus konnte er nie von so einem Gefühl sprechen, da gab es allgemein zu viele Probleme und Irritationen. Aber das ist ja bei vielen so und soll hier nicht unbedingt das Thema sein.
Im großen und Ganzen war es trotz der Probleme eine schönen Zeit!

Die Geschichte wäre keine solche, wenn sie hier enden würde. Ich schicke eine Warnung voraus:

Die folgenden Textbilder sind für Kinder ungeeignet.
Habt ihr sie schon raus geschickt? Gut!

Peter kam, stark wie er war und umringt von einer Schar von Freunden, zur Militärselektion. „Nein, es ist keines!“ antwortete er auf die Frage ob die Hauterkrankung ein Problem darstellen könnte. Ein Stempel schrieb „Tauglich“ und keiner war überrascht.
Er wurde gleich nachdem er eingezogen wurde einmal so richtig Krank. Passiert! „Ist doch besser zu ruhen als mit dem Gewehr irgendwo im Winter herum zu hetzen.“ dachte er sich.
Aber mit dieser Krankheit wurden seine Mandeln zerstört und die Haut bekam auch einiges ab. Aber Peter machte weiter, bewahrte seinen Humor. Der Frühling zog ein und er merkte wie plötzlich seine Allergien intensiver wurden. „Auch kein Proben“, gedacht. Danach bekam er immer wieder sehr schlimme Ausschläge an den Füßen, die sich immer weiter ausbreiteten. Aber auch da war es so, dass der Sommer ja das meiste korrigiert also noch immer kein Problem. Es wurde dann wirklich wieder einigermaßen stabil. Aber er merkte schon, dass das Regenerieren selbst sehr an den Kräften zehren kann. Da gab es noch so einige Episoden die ich auslasse, aber es sollte doch ersichtlich sein, wie es ihm in dieser Zeit erging.
Jedenfalls ist er gegen Herbst von den stickigen Schuhen befreit worden und heuerte wieder bei seiner alten Firma an. Der Arbeitnehmer hat sich sehr bemüht, dass Peter wieder bei ihm beginnt, weil er wusste, dass er viel kann. Eine zuverlässige Arbeitskraft braucht man immer und es war viel zu tun.
Peter übernahm den Störungsdienst und musste nebenbei noch einige Baustellen leiten. Es war ein mittlerer technischer Installationsbetrieb und Überstunden waren an der Tagesordnung.
Wenn Peter heute davon berichtet sagt er, dass er nur Ziegelstaub geatmet und sich mit Telwolle bekleidet hat. Als Hautcreme verwendete er abgestandenen Gummiabrieb vermengt mit Öl, welches über Jahrzehnte gereift in den höheren Regionen der Industriehallen nur den ganz Privilegierten zugänglich ist. Dass er meistens über 10 Stunden am Tag arbeitete war aber keine Übertreibung. Er musste ja die Schulden vom seiner Militärzeit abbauen.

Es war eine Stressige Zeit! Gepaart mit den harten Wintermonaten kam der vom Militär mitgeschleppte Fußausschlag wieder und breitete sich immer mehr aus. Die Haut wurde wieder sehr schlecht. Wirklich schlecht! Er musste des Öfteren in Krankenstand gehen und lag auch manchmal im Krankenhaus. Er konnte diese Entwicklung selbst kaum glauben, blieb aber immer Realist und musste seinen enttäuschten Chef seine Kündigung mitteilen. Es ging ganz einfach nicht mehr!

Aber wo ein Wille ist, da ergibt sich ein Plan. Und in einem reichen Staat wie Österreich gibt es zum Glück Möglichkeiten sich selbst da herauszuziehen und dabei unterstützt zu werden.
Körperlich angeschlagen war er ständig erschöpft von den vielen Wunden. Auch seine Schlagfertigkeit verlor er. Ist ja denke ich klar, wenn man ständig physisch am regenerieren ist und außerdem mit der Scham und der Hilflosigkeit zu tun bekommt, weil man das Gefühl wenn man die Kontrolle über seinen Körper verliert nicht so einfach abstreifen kann.
'Gute Freunde helfen einem über schwere Situationen hinweg.'
Es war diese Zeit als er erfuhr, dass das nur eine so dahingesagte Weisheit ist, welche in seinem Fall keinerlei Substanz hatte. Die Heimat, die er in den Freunden sah, verlor er, weil durch den Verlust seiner Schlagfertigkeit und seiner Leistungsfähigkeit rufen nun mal Irritationen hervor. Und manche gehen eben damit so um, dass sie Diffamieren und auf jemanden eintreten auch wenn man schon am Boden liegt. Oder anders gesagt: Sie entfernen das Kranke aus ihrem Leben.
Das war eine eher weniger schöne Erfahrung. Aber die besseren Freunde bleiben ja, auch wenn es sehr wenige waren. Die Demütigung wurden zu Gerüchten und wenn man zu schwach ist dagegen anzukämpfen, muss man sich einfach aufgrund des Gesichtsverlusts zurückziehen. Aber es gibt noch viele Leute auf der Welt und er war doch sehr positiv gestimmt, dass er wieder viele Freunde finden wird. Trotzdem blieb die Erfahrung immer präsent.

In der Zeit der Abschule fand er solche Freunde auch. Wirklich gute Freunde, die diesen in Selbsthass fundierten Herabsetzungstrieb nicht zeigten.
Leider lief aber mit der Krankheit etwas ganz schief. Peter wurde mit 20 immer instabiler.

Der erste Winter in der Abendschule brachte einen noch nie dagewesenen Schub mit sich. Er hatte zum ersten mal Wunden über den gesamten Körper.
Der nächste Sommer brachte auch keine vollständige Heilung mehr.
Der nächste Winter wurde zur Qual! Er konnte kaum noch Konzentration fassen. Die Wunden am gesamten Körper wurden zum Dauerzustand und triviale Dinge wie die tägliche Dusche wurden von kaum auszuhaltenden Schmerzen begleitet.
Darauf folgt eine Wiederholung des Sommers und ein nochmal schlimmerer Winter.
Und derselbe Zyklus wiederholte sich nochmal!
Peter war bereits 24 als er des öfteren in Einsamkeit und Schwäche zu weinen begann. Immer nur wenn er für sich selbst und immer nur wenn die Haut ganz schlimm war. Er merkte auch, dass Tränen, die über ein von Entzündungen offenes und geschwollenes Gesicht fließen nochmal mehr schmerzen. Peter sagte immer, dass man gewisse Sachverhalte einfach nicht erklären kann sondern durchlebt haben muss um sie zu verstehen. Ich denke dies ist so eines dieser Dinge, die schwer zu kommunizieren sind. Also wird man es nie zur Gänze erklären können.

Der totale Kontrollverlust!
Für Peter war das eine zerschmetternde Erfahrung. Während andere in den Mittzwanzigern in Beziehungen zu Leiden aber auch zu Lieben lernen, beschränken sich seine Beziehungserfahrungen auf die mit dem Gesundheitssystem. Über lange Phasen musste er jede Woche zum Facharzt, weil wieder irgendwas anderes aufkam. Während sich andere in Sicherheit und Stabilität üben, konnte er noch immer mit der Zuwendung zur Absurdität des Lebens einen gewissen humoristischen Antrieb finden.
Kortison schmieren, schlucken und manchmal auch intravenös. 'Der Körper wird’s schon aushalten!'
An manchen Tagen vor allem wenn er den Kopf vor Schmerzen nicht bewegen konnte und die Augen zugeschwollen waren schlug das Herz auch mal schneller und er dachte: „Eigentlich könnte es ja bald vorbei sein.“ und fragte sich selbst des öfteren „Ich weiß nicht mehr wie lange der Körper das noch aushält.“
Aber weiter geht’s! Schulisch gelang alles problemlos, da er ja viel mehr Zeit als alle anderen und auch kaum noch Freunde hatte die ihm vom lernen abhalten. Ausgehen war nicht zu Genießen! Neue Leute kennenlernen war eine Seltenheit! Frauen kennenlernen: Selbsterklärend!

In einer Lebenslage die einem zum Menschenkenner macht.
Peter lernte, dass man so gut wie keinem Fremden in die Augen schauen kann, weil andere Leute wie Spiegel für uns sind. Er lernt weiter, dass man andere in Panik versetzen kann, weil sie einem ja nur helfen und heilen wollen, aber auch machtlos sind und nicht helfen und heilen können. Er lernte auch, dass man noch immer in so einer hilf- und aussichtslosen Situation positiv sein muss. Nicht nur für einem selbst, sondern auch um die Verzweiflung seiner Mitmenschen in Zaum zu halten. Kurz: er lernt wie Krankheit nicht nur den eigenen Körper und Geist vernarbt, auch jeder andere rund um einen leidet und wird in den Wahnsinn getrieben!

Man lernt auch diese Blicke schöner Frauen kenne, welche wie von der glänzenden Gesichtscreme abgleiten und plötzlich eine interessante Struktur am Boden, an einer Hausmauer oder im blauen Himmel bemerken. Er selbst bemerkt diese interessante Struktur zur selben Zeit, aber nur am Boden.

Die Abendschule war fast abgeschlossen und er hatte eigentlich die Perspektive um Pension anzusuchen und ein grausames aber anspruchsloses Dahinvegetieren sein Leben zu nennen. Die Konzentrationsfähigkeit und der Wechsel von Krank zu schmerzvoll Krank und wieder zurück lies einfach nicht mehr zu an dem Punkt.


Jetzt darf man die Kinder wieder herein holen!
Es folgt eine inspirierende Erfolgsgeschichte!
Die Hoffnung stirbt also doch zuletzt!
Oder ist sie Wiederauferstanden?

Die moderne Medizin vollbringt so manches Wunder. Weil er so lange gesundheitlich am Boden lag wurde ihm eine teure aber sehr wirkungsvolle Therapie vorgeschlagen. So etwas bekommt man für diese Krankheit eigentlich nicht, aber sein Fall war speziell!
Die ersten drei Tage brannte die Haut, wie wenn kleine Flämmchen darunter flackern. Was dann nach ein paar Wochen im Frühling kam war fantastisch! Peter hatte plötzlich wieder eine stabile Haut! Das war eine Zeit! Man konnte ihn kaum noch halten, er war so voller Tatendrang und wollte nichts als die Welt erobern! Da er zu dem Zeitpunkt schon ein wenig aufgespeckt hatte, war seine oberste Priorität seinen Körper wieder einigermaßen in schuss zu bringen, da der Sport immer wie ein Motor seiner Entwicklung war. #
Neue Pläne waren auch schnell gefasst! Er erledigte die Matura mit eineinhalb Fingerschnippen und wollte nun sogar studieren gehen! Also lies er sich von Fachleuten überprüfen ob das mit der Lese- und Rechtschreibschwäche auf angeborenen Stumpfsinn zurückzuführen ist oder ob es doch tiefer liegende Gründe gab. Sie stellten eine Legasthenie fest und attestierten ihm in logisch kombinatorischem Denken sogar einen IQ von 130! „So lässt sich konkurrieren!“, dachte er sich und dann war auch schon alles organisiert. Ich war skeptisch, ob er sich da nicht übernimmt und ob er nicht doch einen bis drei Gänge zurückschalten soll.
Aber er wollte nicht hören und behielt recht! Das schrecklich unnützliches Studium, dass er gewählt hatte, meisterte er spielend und da er niemals ein Einserschüler war, vergrößerte er die Herausforderung um die in der Einstiegsphase zu guten Noten wieder ein wenig seinem Dreier-Anspruch anzunähern. Nach genau einem Jahr hatte er eine Halbmarathonform, war im Studienplan leicht vorne und setzte sich jetzt in den Kopf mit Fremdsprachen und Auslandserfahrungen nützliche Zusatzqualifikationen zu erlangen.
Italienisch wählte er nicht nur zufällig sondern hatte im Hinterkopf den Plan dem Winter zu entkommen, welcher noch immer ein Symbol für Schmerzen und eine zerstörte Haut war. Aber, so ehrlich muss man auch sein, er wollte was großartiges machen und eine prägende Zeit leben. Zur Abwechslung eine hervorragende Zeit!
Peters körperlicher Heilprozess war einfach unglaublich! Man sah kaum noch die Narben auf seiner Haut. Er war ziemlich blass aber das war viel besser als das rot gelb was er über die letzten Jahre trug. Und er lief und lief und lief. Bei Antritt seines Auslandsjahres hatte er Marathonform. Sah dementsprechend schlank und durchtrainiert aus. Auch seine Gesichtsknochen bildeten schön langsam etwas, dass man attraktiv nenne könnte. Peter war nicht mehr derselbe! Seine Persönlichkeit veränderte sich einmal mehr. Die Arbeit daran sich zu öffnen und wieder neue Freunde in sein Leben zu lassen verlangte im einiges ab. Aber er fand wieder wunderbare Menschen. Ausgehen war auch wieder ein Thema und die Mädels? Zu dem Zeitpunkt noch nicht! Das war dann doch noch etwas schwieriger.

In Neapel angekommen dauerte es keine zwei Tage und er fühlte sich in Englisch sehr wohl und ein halbes Jahr später war das Italienisch auch schon einigermaßen akzeptabel.
Wirklich wichtig war, dass Peter seine Person nochmal öffnete und auf neue Menschen wieder etwas unbeschwerter zugehen lernte. Er vergaß nie zur Gänze, wie die Blicke der Frauen einfach zu Boden glitten, aber er machte Fortschritte und fühlte sich in weiblicher Gesellschaft wieder sehr wohl. Er öffnete sich emotional und begann auch wieder sich zu verlieben. Eigentlich zum ersten Mal so richtig! Einmal sagte er mir, wie schwierig das war, sich selbst wieder verwundbar zu manchen wenn man schon mal so ein emotionaler Eisblock sein musste, welcher einfach alles abprallen lassen muss um zu überleben. „Diese psychische Bewegung verlangt einen immensen Einsatz.“ ließ er mich wissen.


Peter hatte die zwei Monate zuvor schon ein paar mittelschwere Entzündungen erlebt, aber alles mit seinen Mitbewohnerinnen humoristisch durchlebt. Irgendetwas konnte aber nicht stimmen. Der Heilprozess dauerte einfach länger als er das gewöhnt war.
Anfang Februar schrieb er in sein abgegriffenes Gedankenbuch: „I'm fucked!“ Ein neues Kapitel war eröffnet!

In noch immer gebrochenen italienisch erklärte er der Ärztin, dass sie keine Ahnung hat, was das für Auswirkungen haben wird, als sie ihm das Medikament absetzte. Es wurde irgendwas von Nierenversagen gesprochen, aber wie es in solchen Situationen eben ist: Man hört alles nur in so einem dumpfen Hall.
Dieser Termin war zufällig an den Tag als er in seine neue Wohnung einzog. Beim ersten Abendessen begann sein Gesicht plötzlich zu pochen, in der Nacht musste er immer wieder eine Flüssigkeit abwischen, die unerklärlicher weise aus der nicht verletzten Gesichtshaut austrat. Am nächsten Tag war das Gesicht rot, geschwollen und durchnässt. Am Tag darauf entzündet und gelb. Die Gelbe Maske!

Als Entschuldigung dafür, dass er sich die erste Woche im Zimmer einsperren musste schrieb er auf einen Zettel um Verzeihung betend, dass er krank sei und wie ein Monster aussieht. Mit eineinhalb verklebten Augen musste er sich den Weg mit den öffentlichen Verkehrsmittel von Krankenhaus zu Krankenhaus suchen. Er sah nur auf den Boden, weil er die Blicke der Passanten einfach nicht ertrug. Und dann quälte er sich mit seinem Italienisch durch die Bürokratie und wollte nur eines; ein anderes Medikament, dass das ganze wieder einigermaßen ins Lot richten kann.

Einige Wochen und Antibiotikertherapien später kam endlich die Bewilligung für ein lächerlichst teures Medikament. Es war eine dreimonatige Spritze, die mehr als doppelt soviel kostet als er in dieser Zeit zum Leben braucht. Man teilte ihm mit, dass es in einem Hamster oder einem Hühnerei herangezüchtet wird und dass es ein echtes Risiko auf einen Herzinfarkt und Krebs gibt. Es ist auch noch ein neues Medikament und deshalb gehen die Erfahrungswerte noch etwas ab, aber es solle 'besser' sein hat man ihm mitgeteilt. An dem Tag an dem er es bekam, scherzte er schon wieder und sagte seinen Freunden, dass sein Körper jetzt viel wertvoller sei, weil diese teure Flüssigkeit nun irgendwo in ihm herumschwimmt. Aber wenn man ein wenig vom Menschen versteht, dann war da eine ordentliche Portion Galgenhumor dabei.

Stillhalten, die Mitte finden und weitermachen!
Schön langsam ging es wieder bergauf. Ein ständig rotes Gesicht zeugte noch von dem was passiert ist. Wenn man dort Kortison verwendet, wächst sich das nicht so einfach wieder raus. Paradoxerweise!
Peter begann wieder Sport zu treiben. Etwas nachdenklicher. Er hatte viele Alleinphasen und als er sich endlich durchgerungen hat seiner besten Freundin zu sagte, dass er sie liebt, bekam er noch mehr dazu. Aber es bestätigte nur wieder einmal seine These, dass das Kranke einfach unausstehlich ist und so leicht aus dem Leben entfernt wird, egal wie tief die Bindungen zuvor waren.
Die Einsamkeit und die ewige Liebesbriefschreiberei begleiteten ihn im Sonnenschein durch den Tag. Viel schönes hat er gesehen. Trotzdem schmeckte alles etwas bitter und die Kraft war nicht mehr dieselbe. Es waren nur zwei Monate vergangen als er sich trotz des Winters pudelwohl und kräftig gefühlt hatte, also denkt er doch, dass diese neue Therapie etwas grundlegend verändert hat, auch wenn er es bis heute nicht richtig versteht. Die fundamentale positive Lebenseinstellung war nicht weg, auch der Verbesserungswille nicht, aber es fühlte sich mehr und mehr nach Selbstbetrug an.

Dennoch! Am weg Trainieren!
Peter hatte sich in seiner stabilen Phase eine verrückte Radreise in den Kopf gesetzt. Nachhause soll es gehen. Wo das auch immer sein mag! Aber am Weg nach Österreich zurück wollte er es finden. Was dann kam war 2000km pures Leben! Radfahren zumeist an den Küsten und durch aufregende Städte. Er wusste nie, ob er das gewünschte Ziel erreicht wird. Mit zahlreichen schwierigen Situationen kam er zurecht und stellte in Jugendherbergen fest, welchen Wirkung die Abenteurerrolle auf die Frauen hat und sah, dass man den Rucksack vor Fremden nicht mehr mit sich herumschleppt! Einfach fliegen! Unbeschwert und doch voll bewusst und reflexiv!
Es ging ihm um die Menschen und er erlebte so viele schöne Geschichten in 5 Wochen wie seinem bisherigen Leben nicht. Die Intensität war das Ultimative, aber viel wichtiger, für ihn waren die Leute, die er traf. Peter durfte sich in diesen Tagen nicht als der Kranke fühlen, er war vielmehr der Abenteurer! Und ein bisschen die menschliche Maschine.

Aber dann kam er nicht Heim sonder in Österreich an.



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Sonntag, 25. Mai 2014
Einleitung und Übersicht









Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Oder verdoppelt sich das Leid, weil man andere mitleiden lässt?
Ich hab das nie so richtig verstanden!
Auch wenn man nicht helfen kann, eines weiß ich sicher: Wenn du diese Geschichte mehreren Leuten mitTeilst findet sich bestimmt ein Leidologe der mir das erklären kann oder vielleicht auch ein paar Leidteiler die schmerzlos durch 0 teilen können.

Darum bitte ich vor allem: Teil die Geschichte! Jeder Mailverteiler ist geeignet :)


Den ganzen Aufwand treibe ich für meinen Freund Peter. Mit seiner Lebensgeschichte will ich zeigen, dass man manchmal in unmögliche Situationen gerät und ein Päckchen umgehangen bekommt, dass man alleine nicht fähig ist zu tragen.
Es handelt sich um eine Leidenserklärung. So zu sagen!

Da solche Geschichten immer kompliziert sind, habe ich den Text geteilt.

Die Kurzversion ist einfach: Wegen einer chronische Krankheit führt Peter ein ganz spezielles Leben, dass unser Sozialsystem nicht richtig erfassen und abdecken kann und nach 12 Jahren intensiven Kampf ist er nun an gewissen Grenze angelangt, was nicht nur auf die Krankheit sonder speziell auf den Wechsel der Krankheit basiert.
Deshalb ist er momentan akut gefährdet in die Armut abzugleiten. Das ist der Grund warum ich diesen Aufsatz schreibe.

Ich kann ihm aber alleine nicht da raus helfen. Also schauen wir mal was wir in der Gruppe so zusammenbringen!


Der Aufsatz ist geteilt in Lebenslauf: http://peterspassion.blogger.de/stories/2409749/

seiner aktuellen Lage:

seiner finanziellen Lage:

Danke fürs Lesen!


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